Die Seele im Spiel - Hamburger Abendblatt 1999

 

HAMBURGER ABENDBLATT - ARCHIV

12.06.99

Christine Thomsen stellt den von ihr gegründeten Verein

Musik und Bildung vor

 

Die Seele im Spiel

 

Bargteheide - Sie ist voller neuer Pläne. "Wegen meiner beiden Kinder hatte ich ein bißchen mit Konzerten pausiert. Jetzt ist ein neues Duoprogramm gemeinsam mit meinem Mann Volker geplant", sagt Christine Thomsen (39) aus Bargteheide. Die Diplommusiklehrerin für Querflöte, die - wie ihr Mann - seit zehn Jahren freiberuflich Unterricht gibt, ist sich sicher: "Wer nicht konzertiert, trocknet im Unterricht aus."

 

Anfang 2000 wollen die beiden Bargteheider das Programm zu Gehör bringen. "Solostücke aus der Barockzeit sind geplant. Und ich begleite mit der Traversflöte Volkers Singstimme."

 

Nebenbei steht auch wieder "Trockenes" an. Die gebürtige Pansdorferin (Kreis Ostholstein) will sich jetzt, elf Jahre nach ihrem Diplom an der Hamburger Hochschule für Musik und darstellende Kunst, dort noch einmal für ein viersemestriges Aufbaustudium in Pädagogik einschreiben: "Danach könnte ich eine Doktorarbeit in Angriff nehmen. Nach zehn Jahren freier Unterrichtstätigkeit haben sich ja gute und schlechte Erfahrungen angesammelt."

 

Ein weiteres Ergebnis ihrer Arbeit will die Musikerin am heutigen Sonnabend im Kleinen Theater vorstellen: Sie ist Initiatorin und erste Vorsitzende des 1998 gegründeten Vereins Musik und Bildung (acht Mitglieder). "Unser Ziel ist die umfassende Förderung der Musik. Der Verein will durch die Förderung qualifizierter Instrumentalpädagogik dazu beitragen, daß die musikalische Klangsprache als eine der existentiellen Lebensgrundlagen erhalten bleibt", zitiert die Bargteheiderin aus der Satzung.

 

"Natürlich bin ich sehr anspruchsvoll, was das instrumentale Handwerk angeht. Aber es geht nicht um den ästhetischen Schnörkel, sondern um die Aussage der Musik. Die Schüler sollen sich mit dem auseinandersetzen, was sie spielen. Sollen meinen, was sie flöten."

 

Sie wehrt sich gegen das Streben nach rein technischer Virtuosität, die Seele vermissen läßt. "Wenn Sie dafür als Privatperson beim Kultusministerium Zuschüsse beantragen, haben sie keine Chance. Aber die Türen öffnen sich schneller, wenn Sie einen gemeinnützigen Verein haben", sagt Thomsen. Auch an Jugendfreizeitfahrten oder Sonderprojekte sowie die Förderung leistungsstarker, aber finanzschwacher Schüler denkt die Bargteheiderin.

 

Der Verein, so ihre Planung, soll sich vor allem durch Spenden und Fördermitglieder finanzieren (Gebühr: ab 25 Mark pro Quartal). Die Geschäftsstelle leitet die Querflötistin in ihrem Hause. Sie ist unter Telefon 04532/245 76 zu erreichen. Zu seiner Gründungsfeier lädt der Verein Musik und Bildung heute ab 17 Uhr ins Kleine Theater Bargteheide. Das Programm steht unter dem Motto "Vom Wesen der Musik".

 

Christine und Volker Thomsen interpretieren das Werk "Die Lerche" der zeitgenössischen Hamburger Komponistin Felicitas Kuckuck. Juliane Ribke, Autorin des Standardwerks "Elementare Musikpädagogik - Persönlichkeitsbildung als musikerzieherisches Konzept", referiert aus ihren Forschungen. Der Eintritt ist frei.